Zeitschrift für Theologie aus biblischer Perspektive • ISSN 1437-9341
Auf dieser Seite weisen wir auf Münsteraner Dissertationen, Habilitationen und Buchprojekte
hin, die im thematischen Umfeld der Seminare für biblische Theologie der
Katholisch-Theologischen Fakultät der WWU Münster neu entstanden sind.
In der Regel zitieren wir den Klappentext oder aus dem Vorwort.
Letzte Fassung vom 20. Februar 1999
Der lukanische Geschichtsbericht ist eine Erzählung über Kommunikation, in der heilbringendes Wissen von den Boten Gottes zum Volk getragen wird. Ein hervorgehobener Bereich dieses vermittelten Wissens betrifft den Zusammenhang von göttlicher Offenbarung und sozialgerechtem Handeln. Anhand von drei Schlüsselreden (Täuferpredigt Lk 3,7-18; Feldrede Jesu 6,20-49; Abschiedsrede des Paulus Apg 20,17-38) wird die These aufgestellt, daß die Sozialethik des Lukas nur dann ihre appellative Funktion erfüllt, wenn sie im Horizont der kommenden Aufrichtung der Gottesherrschaft gelesen wird und wenn ihr der Einsatz für die Verwirklichung der Barmherzigkeit Gottes hier und jetzt folgt, um die Menschenwelt aufgrund der neuen, geoffenbarten Maßstäbe zu gestalten.
Erstmalig in der deutschsprachigen Exegese wird hier das Buch Jesaja entsprechend dem Paradigmenwechsel in der alttestamentlichen Wissenschaft auf seine Endgestalt hin untersucht, wobei der methodische Ansatz der einer diachron reflektierten Synchronie ist, der die Ergebnisse der synchronen Arbeitsweisen mit denen der diachronen Forschung ins Gespräch bringt und die zeitgeschichtlichen Bezüge für die Auslegung fruchtbar macht. Die Besonderheit des Buches Jesaja liegt in den Teilkompositionen, die aufeinander aufbauen, sich ergänzen, modifizieren und respektieren, so dass das Ergebnis mehr ist als die additive Summe seiner Teile. Die auffallende Ausblendung der Exilsereignisse weist auf die spezifische Intention des Buches: Im Zentrum steht die Erzählung von der Bedrohung und Errettung des Zion (Kapitel 36-39). Das Buch Jesaja erweist sich so als das prophetische Zions-Buch für Israel und die Völker, die Zions-Zentrierung als Grundtenor aller Stimmenvielfalt.
Um die Kommunikation zwischen Paulus und die von ihm angesprochenen Gemeinden der Christusgläubigen zu verstehen, muß sie als sprachliches Handeln mittels Briefen aufgefasst werden. Dabei ergeben sich grundsätzliche Fragen: Was ist ein Brief, zumal ein antiker? Mit welchem methodischen Instrumentarium läßt sich am besten beschreiben, wie die Adressaten und Adressatinnen der Paulusbriefe diese gelesen und verstanden haben? Wie lassen sich verschiedene Arten von Briefen voneinander unterscheiden? Welche Relevanz hat der Briefcharakter eines Paulusbriefs für dessen umfassende Interpretation? In welchem Verhältnis also stehen 'Briefform' und der zumeist im Mittelpunkt des exegetischen Interesses stehende 'Inhalt'? Die vorliegende Studie bietet eine Antwort auf diese Fragen mit zweifacher Akzentsetzung: Es handelt sich bei diesem Brief um einen Trostbrief und dieses briefliche Trösten stellt kommunikatives Handeln gegen die Erfahrung des Todes dar. Paulus setzt mit 1 Thess die Kommunikationsform Brief so ein, dass seine Adressaten und Adressatinnen Grundüberzeugungen des frühjüdischen Gottesglaubens und das Christusbekenntnis auf ihre Situation beziehen können, um ihre Leid- und Todeserfahrungen zu verarbeiten.
"Kann ein Blinder einen Blinden führen?" – "Sammelt man etwa von Dornen Weintrauben?" – "Nicht die gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken." – Bekannte Weisheitssprüche werden in der vorliegenden Studie untersucht und als Strategien zur Bewältigung von Alltagsproblemen behandelt. Für die Gestalt des historischen Jesus ergibt sich: Analoge Sachverhalte aus Natur, Haus und Natur spitzt er in Sinnsprüchen so zu, dass – unter diesem Blickwinkel betrachtet – seine zunächst umstrittenen Einstellungen und Verhaltensweisen verständigen Gesprächspartnern plausibel und einsichtig erscheinen müssen. Überraschend ist, dass viele dieser Werte das gleiche Problem einmal aus der Sicht des Mannes und einmal aus der Sicht der Frau beleuchten, was einen indirekten Schluss auf die soziologische Zusammensetzung des Jesuskreises ermöglicht. Ferner legt die Studie die ersten Traditionsprozesse in den urchristlichen Gemeinden frei: So werden in der Spruchquelle Q die ursprünglichen Jesuslogien zu Spruchreihen ausgebaut, in der vormarkinischen Tradition zu Apophtegmen, je nach Problem- und Interessenslage der Tradenten. Die alte Frage, wo der genuine Ort Jesu zwischen weisheitlicher Tradition und Verkündigung der bereits angebrochenen Gottesherrschaft liegt, wird mit der These beantwortet: Der apokalyptische Täuferschüler Jesus geht zurück in seine weisheitliche Heimat.
Anlässlich des 70. Geburtstages von Oswald Loretz am 14. Januar 1998 widmeten ihm seine Freunde, Kollegen und Schüler als Autoren und Herausgeber diese Festschrift als Dank für seine wegweisenden Forschungen. Die Wahl des Titels verweist auf einen der Schwerpunkte der Arbeiten des Jubilars: die Erforschung der alttestamentlichen Poesie.
Bei dem Deutsch-Akkadischen Wörterbuch (DAW) handelt es sich um ein unverzichtbares
Hilfsmittel, das erstmals den akkadischen Wortschatz nach inhaltlichen Gesichtspunkten
aufgliedert und darstellt. Grundlage für die Erfassung des akkadischen Wortschatzes ist das
Akkadische Handwörterbuch (AHw) von W. von Soden; in den im AHw als unsicher oder fragwürdig
gekennzeichneten Fällen wurde regelmäßig das Chicago Assyrian Dictionary (CAD) hinzugezogen.
Als besonders hilfreich dürfte sich dieses Werk dort erweisen, wo an fragmentarisch
erhaltenen Stellen mehrdeutige Zeichenreste nur aufgrund des Kontexts erhellt werden können.
Im DAW sind für die wörtliche Rekonstruktion in Frage kommende Wörter und Wortverbindungen
aufgearbeitet. Diese besondere Struktur bietet sich auch für Fragestellungen der
vergleichenden Wortforschung an, da sie inhaltlich nahestehende und scheinbar sowie real
synonyme Wörter in Indices zueinander gestellt.
Neben dem umfangreichen, alphabetischen Verzeichnis (Deutsch-Akkadisch) wird die Bedeutung
dieses Buches durch folgende Indices erhöht:
Astronomie/Astrologie, Berufsbezeichnungen, Ernährung, Fahrzeuge, Farben, Finanzwirtschaft,
Gebäude, Gefäße/Behälter, Gefühle/Charaktereigenschaften, geographische/ethnographische
Namen, Gegenstände, Geräusche, Gewässer/Flüssigkeiten, Kleidung/Stoffe, Körperteile/Organe,
Krankheit/Medizin, Kunst/Musik, Landschaften, Landwirtschaft, Licht/Feuer, Mathematik,
Militär, Personen, Pflanzen, Religion, Rohstoffe/Materialien, Schreibwesen, Tiere,
Verwaltung/Gerichtswesen, Wetter, Zeitbegriffe.
Die Bereiche Maße/Gewichte und Monate sind in eigenen Anhängen erarbeitet.
Dieser Band eröffnet die neue Reihe ATD-Apokryphen als Fortsetzung von Das Alte Testament Deutsch. Durch die Erweiterung seiner Kommentarreihe Das Alte Testament Deutsch trägt der Verlag dem gesteigerten Interesse an der zwischentestamentlichen Literatur als Zeugnis des Judentums der letzten vorchristlichen Jahrhunderte wie als Brücke zwischen den Testamenten Rechnung. Der als erstes erscheinende 5. Band der Ergänzungsreihe enthält die Auslegung der Zusätze der griechischen Bibel zu den Büchern Esther und Daniel durch Ingo Kottsieper (Münster), des Buches Baruch durch Odil Hannes Steck (Zürich) und des Jeremiabriefes durch Reinhard G. Kratz (Göttingen). Die Kommentierung legt die Texte unter besonderer Berücksichtigung ihres Verhältnisses zu den kanonischen Büchern des Alten Testaments aus.
Fremde Zeichen zu verstehen, darum geht es der neutestamentliche Exegese wie jeder historischen Wissenschaft. Die in diesem Buch versammelten Aufsätze gehen davon aus, daß die neutestamentlichen Texte selbst Versuche darstellen, fremde Zeichen zu entziffern. Entstanden an den Nahtstellen unterschiedlicher Kulturen, in den Auseinandersetzungen verschiedener philosophischer und religiöser Bewegungen, versuchen sie in einer als chaotisch wahrgenommenen, ungedeuteten Welt Spuren eines Sinnes jenseits der faktischen Macht- und Gewaltverhältnisse zu entdecken. Indem sie die verstreuten Fragmente eines rettenden Wissens in ihrer literarischen Komposition zum Sprechen bringen, ermöglichen sie den Lesern und Leserinnen im Prozeß der Lektüre eine neue Sicht das Buch ist dem münsteraner Neutestamentler Karl Löning zum 60. Geburtstag gewidmet.
Bibliodrama ist eine praxisorientierte Art, mit der Bibel umzugehen. Es will Lebenssituationen mit der biblischen Geschichte verbinden. Im Mittelpunkt steht die Bedeutung des biblischen Geschehens für den persönlichen Glauben. Gudrun Lohkemper-Sobiech zeigt, wie das Bibliodrama für den Religionsunterricht fruchtbar gemacht werden kann. Religionsunterricht versteht sie konsequent als Praxis einer Lerngemeinschaft. Handlungsorientierung, das Bewusstmachen von Gefühlen und das Einbeziehen der eigenen Lebenswelt sind hier die entscheidenden Markierungen. Während der erste Band die theoretischen Fundamente legt, reflektiert der zweite Band praktische Unterrichtserfahrungen. Mit einer Unterrichtsreihe zu Lk 15,11-32 wird ein konkretes Modell vorgestellt. Für Religionspädagoginnen und Religionspädagogen hat Lohkemper-Sobiech mit diesem Buch Pionierarbeit geleistet.
Das sogenannte Nikodemusgespräch in Joh3 überliefert keinen historischen Dialog - vielmehr führt es mitten in die Auseinandersetzung in der Gemeinde. Der Evangelist greift Anschauungen aus der Grundschrift auf und stellt seine eigene christologische Konzeption entgegen. Diese literarische Schichtentrennung legt die Verknüpfung der literarischen Ebene mit einer parallel laufenden Gemeindeentwicklung offen. Auch das in Joh 3 nachfolgende Täuferzeugnis gibt Einblick in die Gemeindesituation und -entwicklung und will auf diesem Hintergrund verstanden werden. In einer ausgiebigen versweisen Analyse kann unter Einbeziehung der umfangreichen Forschung das integrierende Potential der Schichtentrennung Georg Richters immer wieder verdeutlicht werden. Eine Vielzahl vordergründig sich widersprechender Beobachtugnen unfd Einschätzungen werden durch die diachrone Schichtenscheidung unterschiedlichen Stufen der Text- und Gemeindeentwicklung zugewiesen. Insgesamt ergibt sich so eine plausible Auslegung von Joh 3 auf dem Hintergrund der Entstehungsgeschichte des Textes.