Zeitschrift für Theologie aus biblischer Perspektive • ISSN 1437-9341
Ulrike Kostka, Münster
Vortrag auf der Promotionsfeier der Katholisch-Theologischen Fakultät Münster im Sommersemester 1999
Informationen zur Autorin | Ausgabe 2/1999 |
Inhalt:
Wer heute durch die Kanäle der Fernsehsender schaltet oder die Tageszeitungen aufschlägt, begegnet immer wieder den Themen "Kostenexplosion im Gesundheitswesen", "akute Finanzkrise" oder der Frage "ist unsere medizinische Versorgung überhaupt noch gesichert?". Ärzte, Kostenträger, Spitzenverbände und Politiker ringen um die Gesundheitsstrukturreformen und befürchten zum Teil den Zusammenbruch der Qualität der medizinischen Versorgung.
Gleichzeitig erreichen uns immer wieder Meldungen über neue medizinische Handlungsmöglichkeiten, z.B. im Bereich der Gendiagnostik. Die Medizin fängt jetzt bereits weit vor dem Lebensbeginn an und kann das Ende des Lebens zum Teil wesentlich hinauszögern. Die Erfolge der modernen Medizin in den westlichen Industriestaaten treffen jedoch nicht nur auf uneingeschränkten Beifall. Da ist auf der einen Seite die schon erwähnte Finanzierungskrise in den Gesundheitssystemen zu nennen oder auf der anderen Seite die Kritik an einer hochtechnisierten Medizin zu beobachten.
Wer allerdings die Quote der Meldungen in den Medien verfolgt, wird feststellen, dass die Medizin deutlich mehr im Gespräch der Öffentlichkeit ist als etwa Fragen der Theologie oder einer christlichen Praxis.
Vielleicht noch eher diskutierte Berührungspunkte der modernen Medizin mit der Theologie sind Grenzfragen im Bereich der vorgeburtlichen Medizin oder der Umgang mit Sterben und Tod. Theologie und Medizin scheinen sich in der alltäglichen Praxis weniger zu begegnen.
In diesen Ausführungen soll die Frage beleuchtet werden, wie das Verhältnis von Theologie und Medizin in der Geschichte ausgesehen hat, wie und wo sich das Gespräch zwischen den beiden Disziplinen heutzutage realisiert und wo die Chancen dieses Dialoges liegen.
Das Gespräch gliedert sich in drei Teile. Im ersten Schritt erfolgt ein Blick auf den historischen Dialog zwischen den beiden Disziplinen, im zweiten Schritt knüpft ein systematischer Blick auf die beiden Gesprächsteilnehmer und ihre Beziehungen untereinander an und zum Abschluss sollen Chancen und Impulse des Dialoges aufgezeigt werden.
In der frühen Hochkulturen Ägyptens und Mesopotamiens war die Heilkunde ein Privileg der Priesterklasse. Nach dem damaligen Weltbild glaubten die Menschen, Krankheiten würden durch dämonische bzw. göttliche Mächte verursacht. Aufgabe der Priester war es, diese Mächte zu besänftigen und zu bekämpfen.
In Ägypten wurden die Priesterärzte an den Tempelschulen ausgebildet. So beschreibt Herodot in seinen Historien (II, 84) die Tätigkeiten der Ärzte Ägyptens in folgender Weise:
"Jeder Arzt behandelt nur eine bestimmte Krankheit, nicht mehrere, und alles ist voll von Ärzten. Da sind Ärzte für die Augen, für den Kopf, für die Zähne, für den Leib und für innere Krankheiten."[1]
Entsprechend gab es hier bereits regelrechte Fachärzte für einzelne Organe und Körperteile. In der ägyptischen Medizin existierten Ansätze einer empirisch-rationalen Heilkunde, z.B. in Form einer differenzierten Pharmakologie neben und verbunden mit einer magisch inspirierten Heilkunde. Berühmte Zeugnisse dieser Beobachtung sind die zahlreichen Papyri medizinischen Inhalts, z.B. der Papyrus Ebers, der ca. 1555 v. Chr. niedergeschrieben wurde. Dort werden Chirurgie, innere Medizin und Pharmakologie abgehandelt, gleichzeitig nehmen auch dämonische Formeln einen großen Raum ein.[2] Rüster bemerkt: "Der Arzt war wie jeder andere Ägypter der magisch-religiösen Weltvorstellung unterworfen [...]. Folgerichtig wendete der Arzt nicht nur seine Medikamente an [...], sondern genauso selbstverständlich und unmittelbar auch Beschwörungen und Zaubersprüche."[3]
Finden wir in Ägypten eine ausgefeilte Medizin, die insbesondere ein gutes Wissen über Arzneimittelkunde und die Behandlung von Wunden und Knochenbrüchen besaß, existierte hingegen in Israel keine differenzierte Heilkunde.
Als Urheber von Krankheit und Heilung wurden zwar auch dämonische Mächte bezichtigt, aber der eigentliche Geber der Krankheit und Heilung ist Gott selbst.[ 4] Aus der Heilkunde Israels sind auf der Grundlage des biblischen Textbefundes höchstens volksmedizinische Maßnahmen bekannt. Ein Beispiel ist die Anlage eines Feigenpflasters. Krankheiten werden in den biblischen Texten mit wenigen äußeren Merkmalen beschrieben. Über innere Organe und ihre Funktionszusammenhänge bestanden nur sehr ungenaue Vorstellungen, weil aus kultischen Gründen keine Sektionen vorgenommen wurden. Denn eine Berührung mit dem Tod hätte für alle Beteiligten zur kultischen und damit auch zur sozialen Unreinheit geführt. Einzige Heilungsmöglichkeit liegt in der exklusiven Heilungsmacht Gottes.[5]
Die entscheidende Trennung der engen Verbindung von Medizin, religiösen und magischen Vorstellungen und der Zuständigkeit der Priester für die Heilkunde vollzog sich im antiken Griechenland. Eine der frühesten Schilderungen über eine ärztliche Tätigkeit findet sich in der Erzählung über den Trojanischen Krieg in der Ilias von Homer. Er berichtet von Ärzten, die als Militärchirurgen tätig waren. Ihre Haupttätigkeit bestand in der Versorgung von Kriegswunden. Zaubersprüche und andere magische Formeln sind hier nicht zu entdecken. In den folgenden Jahrhunderten entwickelten sich an der von den Griechen besiedelten Westküste Kleinasiens und den vorgelagerten Inseln Schulen naturphilosophischen Denkens. Die Begründer dieser Schulen waren auch häufig Ärzte.[6] Philosophie und Medizin beeinflussten sich also sehr stark. Das naturphilosophische Denken befreite sich von einem magischen Weltbild und erstrebte, den Zusammenhang der Dinge und der menschlichen Natur zu beobachten und zu erkennen. Zentrales Kennzeichen der griechischen Medizin ist die Verbindung von empirischem Nachfragen und naturphilosophischer Deutung des Einzelphänomens im Rahmen einer Gesamtschau des Kosmos. Berühmtester Vertreter dieser Medizin ist Hippokrates, Mitglied der Ärzteschule von Kos, die im 6. Jh. v. Chr. entstand.[7] Das umfangreiche hippokratische Schrifttum bildete gemeinsam mit den Schriften des römischen Arztes Claudius Galen (129-199 n. Chr.) bis in die Neuzeit den Kernbestand der medizinischen Literatur und des medizinischen Wissens.
Gerade das Beispiel der griechischen Medizin und Heilkunde zeigt jedoch, dass sich die Medizin nicht vollends aus dem religiösen und magischen Kontext löste und sich bis heute wohl auch nicht gelöst hat. Denn neben der wissenschaftlichen Medizin existierten in Griechenland verschiedene Heilkulte, der bekannteste unter ihnen ist der Asklepios-Kult (Äskulap) in den Heilstätten von Epidaurus.[ 8] Diese kultischen Heilstätten waren für alle Schichten offen. Man suchte die Heilstätte auf, weil man dort im Heilschlaf Heilung durch den Heilgott erhoffte. Die empirisch-rationale Medizin trat dabei nicht in volle Distanz zu diesen kultischen Heilstätten, sondern Ärzte wirkten dort an der Therapie der Patienten mit.
Die ersten christlichen Gemeinden zählten die Krankenfürsorge zu den zentralen Aufgaben ihrer Diakonie. Das Frühchristentum sah in dem Engagement für den kranken Menschen eine Form der Konkretisierung der karitativen Hingabe, der Nächstenliebe. Motivation dafür ist die Haltung Jesu, der die Kranken heilte. Diese spiegelte sich wieder im Motiv des Christus Medicus, das die Spiritualität und die pastorale Tätigkeit der frühen Kirche nachhaltig prägte. Auf der anderen Seite war aber das Verhältnis von Theologie und Kirche gegenüber der Wissenschaft und speziell der Medizin nicht ohne Befremden.
Das Verhältnis der Kirche zur Medizin weist in der historischen Rückschau eine deutliche Ambivalenz auf. Neben dem Gebot der Nächstenliebe, der Sorge um die Kranken, stand zugleich eine grundsätzliche Scheu der Kirche vor den Wissenschaften und folglich auch vor der Medizin.
Die Gründe lagen zum einen in einem fundamentalen Skeptizismus gegenüber den Wissenschaften, der nur langsam überwunden werden konnte. Gleichzeitig wurde Theologen und Klerikern der Zugang zur Medizin stufenweise verboten. Ursache des Verbots des Medizinstudiums waren bestimmte Tabus, asketische Reinheitsforderungen, das Schamgefühl und die Heiligkeit des Lebens.
Kennzeichnend für das kirchliche Postulat der Nächstenliebe und Sorge für die Kranken ist die Benediktusregel. Das 36. Kapitel der Regel mit dem Titel "Über die kranken Brüder" beginnt mit der Weisung: "Um die kranken Brüder soll man vor allem und über alles besorgt sein."[ 9] Diese Weisung bezog sich nicht nur auf die Brüder, sondern auf alle Kranken, die das Kloster aufsuchten. Gemäß dem Gebot der Gastfreundschaft, das Benedikt im 53. Kapitel aufstellte, hatten bald fast alle Klöster ein Hospitale Pauperum zur Aufnahme von Armen. Medizin als Wissenschaft wurde im kirchlichen Kontext fast ausschließlich in den Klöstern betrieben.
Neben den Krankenabteilungen in den Klöstern wurden auch an den Domstiften und Kirchengemeinden Herbergen für Bedürftige eingerichtet. Diese Herbergen dienten jedoch vorwiegend der pflegerischen Versorgung der Kranken und Siechen und boten keine medizinische Versorgung.[ 10]
Diese Beobachtung läßt jedoch nicht den Schluß zu, dass die wissenschaftliche Medizin im Mittelalter völlig darniederlag. So wurden im 12. und 13. Jahrhundert verschiedene Universitäten gegründet, die ein Medizinstudium anboten. Die Medizin gehörte neben der Theologie und der Jurisprudenz zu den ersten Wissenschaften, die an der Universität gelehrt wurden. Berühmtes Beispiel sind die Ärzteschulen von Salerno, Montpellier und Paris.[11] Die Medizin wurde teilweise von Geistlichen gelehrt.[12]
Das Weltbild des Mittelalters war durch die Einheitlichkeit eines christlichen Ordnungs- und Menschenbildes geprägt. Menschliches Leiden, Krankheit und Siechtum wurden innerhalb des religiösen Weltbildes interpretiert.
Im Zuge der Neuzeit, dem damit verbundenen Aufbrechen des mittelalterlichen Weltbildes und der Aufklärung kommt es zu einer Emanzipation der menschlichen Vernunft und Entwicklung der modernen Wissenschaften. Ein wesentlicher Begründer der neuen wissenschaftlichen Erkenntnistheorie war der englische Philosoph Francis Bacon (1561-1626).
"Unter seinem maßgeblichen Einfluß vollzog sich die Abkehr vom scholastisch deduktiv-logischen Denken und die Hinwendung zum induktiven Erkenntnisverfahren. Beobachtung, Experiment und induktives Erkennen bildeten die tragenden Säulen der von Bacon angestrebten 'instauratio magna'. [...] Die neue Erkenntnishaltung bestimmte die neuen Forschungsziele ebenso wie die Wege dorthin. Sie weckte das Bedürfnis nach geistig und technisch verfeinerten Erkenntnismethoden, die sich dem neuen Forscher quasi zwangsläufig bei seiner Beschäftigung mit den Problemstellungen in Physik, Chemie, Mathematik und Medizin anboten. Sie befähigten ihn, das Erkannte nicht mehr im alten Sinne dogmatisch, sondern modern naturwissenschaftlich zu erkennen, zu interpretieren und schließlich naturphilosophisch einzuordnen. Dieser Prozeß hatte ja seinen Ausgang in der Anatomie mit Andreas Vesal bereits im 16. Jahrhundert genommen. Er schritt nun im 17. Jahrhundert konsequent voran: in der Anatomie, [...], in der Physiologie".[13]
Im Zuge dieser Entwicklung wurde auch die Medizin zur empirisch-rationalen Wissenschaft, die durch die Erkenntnisse anderer Wissenschaften wesentlich befruchtet wurde.
Zentrale Voraussetzung für die Entwicklung der modernen Medizin war dann die Einführung der Naturwissenschaften in die Medizin im 19. Jahrhundert. Die Erkenntnisse der Biologie und Chemie führten schließlich zu einem immer größeren Verständnis des menschlichen Organismus.[14] Die naturwissenschaftliche Methodik wurde zum Handwerkszeug des medizinischen Forschers und Klinikers. Die ärztliche Ausbildung orientierte sich zunehmend am Katalog der Naturwissenschaften.
Es wurden Krankheitsmodelle, Diagnose- und Therapiekonzepte auf der Basis naturwissenschaftlicher Methodik entwickelt und überprüfbar. Durch die Synthese naturwissenschaftlicher Methodik und technischer Verfahren erreichte die Medizin neue ungeahnte Diagnose- und Therapiemöglichkeiten. Gleichzeitig ergaben sich durch die starke Dominanz der naturwissenschaftlich-technischen Ausrichtung massive Veränderungen in der klinischen Praxis und der Arzt-Patienten-Beziehung.
Zentrale Kriterien dieser neuen Medizin waren und sind wissenschaftliche Rationalität und Objektivität, das Kausalprinzip und die wissenschaftlich fundierte physiologische bzw. pathologische Betrachtung des menschlichen Organismus und auftretender Krankheiten.
Das naturwissenschaftlich-technische Konzept erwies sich für zahlreiche Krankheitsbilder bis heute als sehr erfolgreich und ermöglichte einen medizinischen Fortschritt, der im Zusammenwirken mit zahlreichen anderen zivilisatorischen Faktoren die durchschnittliche Lebenswartung in den Industrienationen im 20. Jahrhundert um Jahrzehnte erhöhte.
Die Distanz zwischen Theologie und Medizin vergrößerte sich im Verlauf dieser Entwicklung zunehmend. Die Medizin verstand sich nun als Naturwissenschaft und negierte Ansätze eines metaphysischen Denkens. Sie emanzipierte sich von einem kosmologischen Weltbild hin zu einer naturwissenschaftlich orientierten Anthroprozentrik und entwickelte eine eigenständige Epistemologie und Methodik. Die Berührungspunkte der Theologie mit der Medizin lagen nun vorwiegend in der christlichen Praxis der Krankenfürsorge. Gerade im 19. Jahrhundert wurden zahlreiche Krankenpflegegemeinschaften gegründet, etwa die Clemensschwestern oder die Barmherzigen Schwestern des Heiligen Vinzenz v. Paul, die Hospitäler einrichteten. Das Ideal der immer zur Verfügung stehenden Barmherzigen Schwester prägt zum Teil bis heute die Erwartungshaltung an den Beruf der Krankenschwester.[15]
Im 20. Jahrhundert ist nun eine wachsende Hochschätzung der modernen Medizin durch das kirchliche Lehramt zu beobachten. Verfolgt man die lehramtlichen Schriften des 20. Jahrhunderts, sind dort auf der einen Seite der Respekt vor der Medizin festzustellen und auf der anderen Seite mahnende Stimmen hinsichtlich potentiellen Einseitigkeiten der Medizin zu hören.
So bemerkte Papst Pius XII.:
"Die Medizin als Wissenschaft und Kunst zugleich nimmt in der Zivilisation einen wirklich einzigartigen Platz ein."[16]
Entsprechend hoch wird der ärztliche Auftrag eingeschätzt:
"Der Arzt soll wie der Priester Freund und Helfer der Menschheit sein: Er soll heilen, wo Menschen von Krankheit, Wunden und Schmerz heimgesucht werden."[17]
Reduktionistische Tendenzen einer organzentrierten Medizin bzw. einer Medizin, die den Leib-Seele-Dualismus nicht überwunden hat, werden in den Texten indirekt kritisiert und eine Rückbesinnung auf die Einheit des menschlichen Wesens und die Individualität der menschlichen Person gefordert.
Insgesamt ist festzustellen, dass das kirchliche Lehramt die außerordentlich wichtige Bedeutung der Medizin für Gesundheit und Krankheit der Menschen hervorhebt und betont, dass wissenschaftlich-technische Entwicklungen auch in der Medizin zum Wohle des Menschen beitragen und entsprechend eingesetzt werden sollten.
Will man das Selbstverständnis der Medizin als Wissenschaft beschreiben, stößt man heute auf sehr unterschiedliche Meinungen. Medizin wird als Naturwissenschaft, angewandte Naturwissenschaft, Handlungswissenschaft oder praktische Wissenschaft beschrieben. Zum Teil wird sie auch als techne, als Heilkunst, bezeichnet. Ohne an dieser Stelle die Diskussion weiterführen zu wollen, soll die Aufmerksamkeit auf einen wesentlichen Aspekt gerichtet werden, der meiner Beobachtung nach gerade in dem Diskurs über das Selbstverständnis der Medizin zu selten in den Mittelpunkt gestellt wird: Das Menschenbild der Medizin.[18]
Die Medizin wird als Humanmedizin bezeichnet, sie unterscheidet sich von anderen Wissenschaften vor allen Dingen dadurch, dass der Gegenstand der Theorie und der Praxis, die Zielgröße dieser Disziplin der Mensch ist. Sie ist damit eine zutiefst anthropologische Disziplin. Medizin wäre ohne den Menschen nicht denkbar.
Engelhardt bemerkt nach einer Analyse der medizingeschichtlichen Entwicklung von der Antike bis zur Gegenwart:
"Im Blick auf die historische Entwicklung erweist sich als bleibende Grundfigur der Medizin und damit auch der medizinischen Ethik gegenüber allem offenkundigen Wandel: ein Mensch in Not - ein Mensch als Helfer - gemeinsam im sozialen Umfeld."[19]
Ausgangspunkt und Zielpunkt der Medizin ist somit der einzelne Mensch in Krankheit, Heilung und Gesundheit, der durch andere Menschen, ihr spezifisches Wissen und Können Hilfe erfährt. Die hier von Engelhardt skizzierte Grundfigur der Medizin ist allerdings auch außerhalb der Medizin zu identifizieren und muß deshalb spezifiziert werden. So sind ihre weiteren Kennzeichen u.a. das professionelle Wissen und Können der medizinischen Helfer, die durch ein besonderes Vertrauen gekennzeichnete Arzt-Patienten-Beziehung und ein bestimmter fachlicher, juristischer und ethischer Normenkontext, die diese Disziplin ausmachen.
Bei einer näheren Betrachtung wird deutlich, dass das Menschenbild eine entscheidende Bedeutung für das Selbstverständnis der Medizin, der Ärzte und Pflegenden und der Patienten selbst und ihr Handeln hat. In der Geschichte zeigte sich, dass ein bestimmtes Menschen- und Weltbild einen starken Einfluß auf das medizinische Handeln und somit auf den Umgang mit den Patienten ausüben kann. Berühmtes und wirkungsreiches Beispiel ist die Descartsche Trennung des Menschen in res cogitans und res extensa, die Auftrennung des Menschen in Seele und Leib, die die Moderne zum Teil nachhaltig prägte.[20] Diese Aufspaltung kennzeichnete auch die Entwicklung der modernen Medizin. Der naturwissenschaftlich geprägten Medizin begegnet, seitdem sie Forschung, Lehre und klinische Praxis dominiert, der Vorwurf einer einseitigen mechanistisch-materialistischen Ausrichtung, die Krankheit auf ein Organgeschehen reduziert und den Menschen als Objekt seiner Krankheit behandelt. Historisch abgeleitet von der Descartschen Skizze des Menschen lehre und agiere sie auf der Basis der Trennung von Leib und Seele und orientiere sich am reinen Körpergeschehen, ohne die Individualität und Person des kranken Menschen zu berücksichtigen.[21]
Dieser Vorwurf ist nach wie vor zu hören und ist angesichts der zunehmenden Technisierung der Medizin eher lauter geworden. Die Vorwürfe lassen sich unter den Stichworten einer organzentrierten, reduktionistischen oder seelenlosen Medizin zusammenfassen.
Zwar konnte dieser Vorwurf zu bestimmten Teilen durch Entwicklung einer psychosomatischen Medizin, Sozialmedizin und die Einbeziehung anderer Berufsgruppen etwas vermindert werden, trotzdem ist bis jetzt die Körperorientierung der Medizin ungebrochen.[22] Neue Gefahr für eine Körperzentrierung und damit für ein einseitiges Menschenbild droht zudem durch die rasante Entwicklung der Genetik, Gendiagnostik und -therapie. Es besteht hier die Gefahr, den Menschen auf die Gesamtzahl seiner Gene und ihren Zustand zu reduzieren. Bereits die genetische Anlage für psychische oder physische Fehlfunktion könnte als "Krankheit" eingestuft werden. Dies entspräche einem genetischen Reduktionismus.
Das jeweilige Menschenbild schlägt sich demnach nieder im Verständnis von Krankheit und Gesundheit und damit auch im Verständnis von Diagnose und Therapie. Bewertet der Arzt die Symptome vorwiegend als pathophysiologische Störung des Organismus oder der Patient seine Krankheit als Leistungsstörung seines reparaturbedürftigen Körpers, kann es dazu kommen, dass seelische oder soziale Ursachen der Krankheit über lange Zeit übersehen werden und sich das Leiden erheblich verlängert.
Was hat das jetzt mit dem anderen Gesprächsteilnehmer zu tun? Die These ist: Auch die Theologie ist eine zutiefst anthropologische Disziplin. Gerade im 20. Jahrhundert erkannte die Theologie die Bedeutung der Anthropologie. Eine Auseinandersetzung über das Verhältnis von Gott und Mensch, von Immanenz und Transzendenz als einige der zentralen Gegenstände der Theologie ist ohne eine Auseinandersetzung mit dem Wesen des Menschen, des Mensch-Seins nicht denkbar.[23]
Eine wichtige Quelle der christlichen Theologie und der theologisch-medizinischen Ethik sind die biblischen Texte und ihre theologischen und anthropologischen Aussagen. Die biblischen Texte enthalten eine Vielzahl von Aussagen über den Menschen in Krankheit, Heilung und Gesundheit. Basis des biblischen Menschenbildes sind folgende Züge des Menschen:
Der Mensch ist nach biblischem Verständnis von Gott geschaffen. Er kann sein Leben nur im Verhältnis, in der Beziehung zu Gott und als Mitglied der menschlichen Gemeinschaft leben. Das Leben impliziert Vitalität, Kraft, Aktivität und Freiheit. Herr des Lebens ist Gott selbst, er kann es geben und nehmen.
Der Mensch agiert und kommuniziert mit seinem Körper. In und mit einzelnen Organen und Körperteilen werden einzelne Fähigkeiten des Menschen beschrieben, etwa die Handlungsfähigkeit durch die Hände oder die Erkenntnis- und Kommunikationsfähigkeit mit den Augen und Ohren.[24]
Die biblischen Texte kennen keine Trennung von Leib und Seele. Sie beschreiben Krankheit als eine umfassende Störung des Lebens des Menschen, die sich auf seine körperliche, soziale und religiöse Situation auswirkt. Die Krankheit wird als Schlag einer höheren Macht verstanden und als Situation der Schwäche, des akuten Lebensmangels und der Todesnähe empfunden. Einziger Ausweg aus der Krankheit ist die Hilfe Gottes.
Das Spektrum der biblischen Krankheiten reicht von Hautkrankheiten über Taubstummheit bis zur Besessenheit. Die Heilungen wecken schon lange das Interesse der Medizin. So wird bis heute vielfach versucht, die Heilungen medizinisch zu erklären und damit die so genannten Wunder aufzuklären.
Typisches Beispiel ist die Deutung der Krankheit der Besessenheit als Epilepsie oder der Lähmungen als Schlaganfälle.[25] Ein weiterer Zugang ist die psychogene Deutung der Krankheiten. Die Krankheiten werden als psychische Störungen bewertet und Jesus wird die Rolle des Psychotherapeuten zugeschrieben. So interessant aber solche Ansätze auch sein können, verkennen sie jedoch eine zentrale Voraussetzung dieser Texte. Sie sind nicht als medizinische Texte konzipiert, sondern als literarisch-theologische Texte angelegt und lassen entsprechend ihrer Konzeption keine Rückschlüsse auf rein medizinische oder psychologische Fakten zu.
Über das biblische Paradigma "Krankheit und Heilung", die Krankheitserfahrungen von einzelnen oder Gruppen, wird auf der erzählerischen Ebene die Beziehung zwischen Israel und Gott thematisiert und theologisch entfaltet.[26] Analog zu Texten des Alten Testamentes wird im Neuen Testament anhand einer konkreten Situation eines Menschen veranschaulicht, wie sich menschliches Leben nach biblischem Konzept gestalten sollte. Mit Hilfe der Negativfolie der Krankheit wird illustriert, was das Leben des Menschen eigentlich ausmacht. Die Heilung entspricht in diesem Sinn einer Emanzipation des Menschen zu seinem eigentlichen Menschsein. Die Verwirklichung seiner selbst ist untrennbar verbunden mit der Zuwendung Gottes, die dieses Leben zum menschlichen Leben befreit[27]. In der Person Jesu wird die göttliche Zuwendung als menschliche Begegnung und heilende Berührung und Beziehung erfahrbar.
Die Heilungstexte des biblischen Kanons sind also nicht als naturwissenschaftliche Krankenakten zu lesen. Sie geben hingegen einen Einblick in die menschliche Erfahrung von Krankheit, Leiden und Heilung. Bemerkenswert ist hier das differenzierte Krankheitsverständnis, das Krankheit als umfassende Störung des Lebens betrachtet und nicht nur als partielle Funktionsstörung eines Körperteils. Analog zu modernen Krankheitskonzeptionen wird außerdem die Prozesshaftigkeit von Krankheit und Heilung auf narrativer Ebene konstatiert. Krankheit wird auch als soziales Phänomen beschrieben, so werden Kranken zum Teil bestimmte Rollen zugewiesen - häufig Außenseiterpositionen in der Gesellschaft, sichtbar etwa an der blutflüssigen Frau (Mk 5,25-34). Die Krankheit führt zu einer Veränderung der persönlichen Identität des Kranken bis hin zu seinem völligen Identitätsverlust. Er wird zum Objekt seiner Krankheit und fühlt sich von ihr geschlagen. Diese Situation entspricht dem subjektiven Krankheitserleben vieler Patienten. Krankheit kann nach biblischem Verständnis zwar nur mit göttlicher Hilfe überwunden werden, schließt jedoch Eigeninitiative, die eigene Haltung und den heute in der Medizin und Psychologie häufig betonten Faktor "soziale Unterstützung" nicht aus. Die Bedeutung des sozialen Umfeldes wird in aktuellen Theorien zur Entstehung von Gesundheit auch stets hervorgehoben. Der biblische Heilungsprozess vollzieht sich oft über Begegnung und Gespräch, in dem der Kranke als eigene Person angesprochen wird und die Rolle als Krankheitsobjekt verläßt.
Die Wiederherstellung der Gesundheit bedingt im biblischen Sinn eine umfassende Reintegration des Geheilten, die eine entsprechende Reaktion der Gesellschaft auslöst und bedingt. Die Entstehung von Gesundheit ist von gesellschaftlichen Bedingungen abhängig und nur durch diese zu fördern. Im Gegensatz zu einem reduktionistischen Krankheitsverständnis als pathopyhsiologische Störung des Organismus Mensch erscheint Krankheit und Heilung im Spiegel der biblischen Texte als Krise und Chance des Menschen in seinem Verhältnis zu sich selbst, zu seinem Körper und in seinen verschiedenen sozialen und religiösen Beziehungen.
Typische Geprächssituationen zwischen Theologie und Medizin ereignen sich in medizinethischen Foren wie Ethikkommissionen oder Expertentagungen. Mediziner, Philosophen, Juristen und Theologen diskutieren hier ethische Fragestellungen in ärztlichen und pflegerischen Entscheidungssituationen, z.B. die Frage des Therapieabbruchs bei Patienten mit infauster Prognose. So sinnvoll und notwendig dieser Austausch ist, beschäftigt er sich doch vorwiegend mit Grenzfragen in der Patientenversorgung. Meiner Ansicht nach sollte dieses Gespräch wesentlich früher ansetzen. Denn der Blick auf die anthropologische Dimension der beiden Disziplinien zeigte, dass hier Beziehungen auf einer wesentlich fundamentaleren Ebene existieren. Wenn die Medizin und Theologie sich bereits über ihre anthropologischen Voraussetzungen austauschen würden, könnte hier ein fruchtbarer Ort der Selbstreflexion beider Fächer entstehen.
Es könnte der Eindruck entstehen, dass der Theologie dabei vor allem die Rolle der weisen Ratgeberin für die Medizin zugeschrieben wird. Jedoch die Theologie kann und soll der Medizin nicht als anthropologische Korrekturinstanz gegenübertreten, sondern das Gespräch als Chance zur Selbstreflexion ihrer eigenen anthropologischen Postulate nutzen. Ein konkretes Beispiel ist die Frage nach der Wahrnehmung der Leiblichkeit des Menschen in der Theologie. Inwieweit wird in den einzelnen theologischen Fächern die leibliche Existenz des Menschen wahrgenommen und ist die historisch gewachsene Seelen- und Geistzentrierung in der Theologie schon überwunden worden?
Das Gespräch sollte sich jedoch nicht nur in exklusiven Expertenzirkeln ereignen, sondern bereits in der Ausbildung der Ärzte, Theologen und Pflegenden stattfinden. Angesichts der Überfülle des theoretischen Wissens, das sich gerade Medizinstudenten aneignen müssen, stößt dieses Gespräch natürlich auf diverse praktische Schwierigkeiten. Jedoch Versuche wie gemeinsame Seminare, wo Mediziner, Pflegende und Theologen miteinander diskutierten, haben den Sinn solcher Gespräche nachdrücklich demonstriert. Der Dialog zwischen beiden Fächern ist also sehr sinnvoll.[28]
Die Begründung dafür liegt vor allem auch in der Praxisdimension. Egal welcher wissenschaftstheoretische Ansatz für die beiden Fächer gewählt wird, ohne die Dimension der Praxis und ihrer Reflexion wären sie nicht denkbar.
Vor diesem Hintergrund ist auch ersichtlich, dass das Gespräch zwischen Theologie und Medizin notwendigerweise in der Frage münden muß, welche Folgen das diskutierte Menschenbild, das Verständnis von Krankheit, Heilung und Gesundheit für die praktische Dimension deq beiden Fächer hat.
Theologische Fragen könnten lauten: Welche Folgen hat es für die Krankenhauspastoral, für ein neues Verständnis von Diakonie, für eine Option für Kranke in einer Gesellschaft, die Krankheit und Leid eher verdrängen möchte?
Für die Medizin könnten sich Fragen ergeben: Erreicht die medizinische Praxis den Menschen in seiner Krankheit, wie sollte ein ärztliches Gespräch gestaltet sein, damit der Patient seine individuelle Situation ansprechen kann und seine Eigeninitiative gestärkt wird?
Gerade in der Betrachtung der praktischen Dimension werden auch die Berührungspunkte der Disziplinen besonders ersichtlich. Denn die Erfahrung des Menschen von Krankheit und Heilung ist nicht aus der Frage nach seiner Existenz, nach dem Tod und dem Sinn des Lebens zu lösen. Ärzte, Pflegende, Patienten und ihre Angehörigen werden häufig mit diesen Fragen konfrontiert. Die Suche nach Antworten berührt damit zwangsläufig auch den Bereich des theologischen Fragens.
Gleiches gilt für die Motivation für den Einsatz für Kranke. Der professionelle medizinische oder pflegerische Helfer wird sich die Frage nach seiner Motivation zumeist irgendwann stellen. Ähnliches gilt für die Arbeit von Seelsorge und für den kirchlich-institutionellen Einsatz für Menschen in der Situation von Krankheit und Heilung.
Konkrete Begegnung von kirchlichem bzw. pastoralem Handeln und medizinischem Handeln ereignet sich zum Teil am Krankenhausbett, wenn Ärzte, Pflegende und Seelsorger dort aufeinander treffen. Im Sinne eines umfassenden Menschenbildes wäre es ideal, wenn diese unterschiedlichen Helfer im Sinne des Patienten intensiv miteinander kommunizieren und interagieren würden. Diese Interaktion, das Gespräch sollte sich dabei nicht erst in Krisensituationen ereignen, sondern zum Alltag dazugehören. Das Beispiel von Palliativstationen und Hospizen zeigt, wie effektiv Seelsorger, Ärzte und Pflegende als therapeutisches Team zusammenarbeiten können und der einzelne professionelle Helfer dadurch auch Entlastung und Anteilnahme erfahren kann. Bedingung für eine solche umfassende Betreuung im medizinischen und pastoralen Sinn sind jedoch auch institutionelle Voraussetzungen und Akzeptanz.
Kennzeichen der aktuellen Situation im deutschen Gesundheitssystem sind die ökonomische Ressourcenknappheit und diverse Verteilungskämpfe auf unterschiedlichen Ebenen.[29] Die Diskussion orientiert sich vorwiegend an finanziellen Aspekten. Zwar wird auch die Qualität medizinischer Leistungen erörtert, aber grundsätzliche Fragen wie die Ziele des Gesundheitssystems und der Medizin, das geltende Menschenbild und Krankheits- und Gesundheitsverständnis spielen in den Debatten eine absolute Nebenrolle. Ich sehe hier eine wichtige Aufgabe der Theologie gerade in der Perspektive der Theologischen Ethik auf Einseitigkeiten der Diskussion und der Strukturveränderungen hinzuweisen und Möglichkeiten und Orte des Dialogs zu schaffen.
Denkbar wäre eine Initiative der Kirchen für einen kleineren Konsultationsprozess zum Gesundheitssystem ähnlich wie der Konsultationsprozess der Kirchen zur sozialen und wirtschaftlichen Lage in Deutschland, der in der Veröffentlichung des Gemeinsamen Wortes der Kirchen "Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit" im Jahr 1997 mündete.[30] In einem ähnlich strukturierten Konsultationsprozess könnten Dialogpartner aus den verschiedenen gesellschaftlichen und kirchlichen Gruppen, Patienten, Professionelle im Gesundheitswesen, Vertreter der Institutionen, Verbände und Politik die Probleme der medizinischen Versorgung gemeinsam wahrnehmen und über ihre zukünftige Gestaltung sprechen. Dabei könnte auch nach Formen der nichtinstitutionellen Solidarität mit kranken und alten Menschen gesucht werden, wie z.B. Stadtteilnetzwerke, in die sich auch christliche Gemeinden integrieren können.
Ein Resultat dieses Gespräches könnte sein, dass Professionelle der Medizin und Pflege, Politiker, kirchliche Institutionen und Patienten verstärkt nach Lösungen suchen, wie nicht nur ein technischer hoher Standard der medizinischen Versorgung gewahrt werden kann, sondern wie ein mitmenschlicher Umgang mit Menschen in der Situation von Krankheit und Heilung und ihren Helfern gefördert werden kann. Die Krise im Gesundheitssystem bietet der Theologie und Medizin auch die Chance, ihre eigenen Inhalte bezogen auf die Patientenversorgung zu reflektieren, alte Strukturen und Rollenzuweisungen neu zu überdenken. Im Sinne der Zukunftsfähigkeit einer menschenwürdigen medizinischen Versorgung wäre jetzt eine gute Zeit, das Gespräch zwischen den Disziplinen verstärkt zu suchen und nach gemeinsamen Zielen und Handlungsmöglichkeiten auch bei begrenzten Ressourcen zu suchen.
Anmerkungen
[ 1 ]
Vgl. Eckart, Wolfgang U. (1998): Geschichte
der Medizin, Springer: Berlin 31998 (11990), 21.
[ 2 ]
Vgl. Rüster, Detlef (1999): Alte Chirurgie.
Von der Steinzeit bis zum 19. Jahrhundert, Verlag Gesundheit: Berlin
41999 (11984).
[ 3 ]
Rüster (1999) 52.
[ 4 ]
Vgl. Seybold, Klaus / Müller,
Ulrich B. (1978): Krankheit und Heilung,
Kohlhammer: Stuttgart / Berlin / Köln / Mainz 1978.
[ 5 ]
Die Tätigkeit der Ärzte wurde deshalb sehr kritisch bewertet. Es
existierte lediglich der Beruf des Wundarztes, der als Knochenflicker
und Zusammennäher bezeichnet wurde. In den späteren Schriften des Alten
Testamentes wird die Tätigkeit des Arztes in den Heilungsvorgang integriert.
Sir 38 rechtfertigt die Heilkunde des Arztes und sieht den Arzt als
erschaffenes Werkzeug Gottes.
[ 6 ]
Vgl. Eckart (1998).
[ 7 ]
Vgl. Müri, Walter (Hrsg.) (1986):
Der Arzt im Altertum, Griechische bis lateinische Quellenstücke von
Hippokrates bis Galen mit der Übertragung ins Deutsche, Artemis: München
51986 (11938); Krug, Antje
(1993): Heilkunst und Heilkult. Medizin in der Antike,
C. H. Beck: München 21993 (11985).
[ 8 ]
Vgl. Eckart (1998) 44-48.
[ 9 ]
Steidle, Basilius (Hrsg.) (1975):
Benediktusregel. Lateinisch-Deutsch, Beuroner Kunstverlag: Beuron
21975 (11963).
[ 10 ]
Vgl. Holtel, Markus Klaus (1997): Die Grafschaft
Bentheim medizinisch durchleuchtet. Eine Medizinalgeschichte, Verlag
Heimatverein der Grafschaft Bentheim e.V.: Bad Bentheim 1997; Agrimi,
Jole / Crisciani, Chiara (1996):
Wohltätigkeit und Beistand in der mittelalterlichen christlichen Kultur,
in: Grmek, Mirko D. (Hrsg.) (1996), Die Geschichte des medizinischen
Denkens. Antike und Mittelalter, C. H. Beck: München 1996, 182-215.
[ 11 ]
Vgl. Eckart (1998), 107-111.
[ 12 ]
In dieser Zeit wurden vorwiegend die hippokratischen Schriften
rezipiert und weniger eigene Erkenntnisse entwickelt. Ein Grund dafür
lag z. B. in dem teilweise bestehenden Sektionsverbot und in dem
Verbot der Chirurgie durch die Hände ärztlich tätiger Kleriker. Das
Konzil von Tour 1163 hatte nämlich bekundet: "Ecclesia abhorret
a sanguine" - "Die Kirche vergießt kein Blut". Die
Chirurgie wurde dadurch zum Handwerk und wurde den Badern und
Quacksalbern überlassen.
[ 13 ]
Eckart (1998) 172. Vgl. Bacon, Francis
(1620): Neues Organon. Lateinisch-deutsch. Hg. von
Krohn, Wolfgang, Meiner: Hamburg 1990.
[ 14 ]
Vgl. Rothschuh, Karl E. (1f978): Konzepte
der Medizin in Gegenwart und Vergangenheit, Hippokrates-Verlag:
Stuttgart 1978; Schipperges, H. (Hrsg.)
(1990): Geschichte der Medizin in Schlaglichtern,
Meyers Lexikonverlag: Mannheim / Wien / Zürich 1990.
[ 15 ]
Vgl. Wolff, Horst-Peter / Wolff,
Jutta (1994): Geschichte der Krankenpflege,
Recom-Verlag: Basel / Eberswalde 1994.
[ 16 ]
Pius XII., Das Problem der Krankheit, SLI Nr. 17, 6 (OV 39).
Zitiert nach Sailer, Martin (1982)
Medizin in christlicher Verantwortung. Sittliche Orientierungen
in päpstlichen Verlautbarungen und Konzilsdokumenten, Schöningh:
Paderborn 1982, 76.
[ 17 ]
Sailer (1982) 76.
[ 18 ]
Vgl. Kostka, Ulrike (2000): Der
Mensch in Krankheit, Heilung und Gesundheit im Spiegel der modernen
Medizin. Eine biblische und theologisch-ethische Reflexion (Studien
der Moraltheologie Bd. 12), Lit-Verlag: Münster 2000.
[ 19 ]
Engelhardt, Dietrich v. (1987):
Dauer und Wandel in der Geschichte der medizinischen Ethik. Ein Beitrag
zur Prüfung des Paradigmenwechsels des Thomas S. Kuhn in der Medizin,
in: Schlaudraff, Udo (Hrsg.): Ethik in der Medizin, Tagung der
Evangelischen Akademie vom 13.-15. Dezember 1985, Springer: Berlin u.a. 1987.
[ 20 ]
Vgl. Descartes, René (1636),
Traité de l'Homme (Über den Menschen), übers. v. Karl E. Rothschuh,
Heidelberg 1969.
[ 21 ]
Vgl. Autiero, Antonio (1993):
Der Beitrag der Theologie zu einer Ethik in der Medizin, in: Ausserer,
Oskar / Paris, Walter: Medizin und Glaube, Alfred: Meran 1993, 155-174.
[ 22 ]
Vgl. Uexküll, Thure v. u.a. (Hrsg.) (1992):
Integrierte Psychosomatische Medizin in Praxis und Klinik,
Schattauer: Stuttgart / New York 21992 (11981).
[ 23 ]
Vgl. Pannenberg, Wolfhart (1983):
Anthropologie in theologischer Perspektive, Vandenhoeck &
Ruprecht: Göttingen 1983.
[ 24 ]
Vgl. Wolff, Hans Walter (1994):
Anthropologie des Alten Testaments, Kaiser: Gütersloh 61994
(11973).
[ 25 ]
Vgl. Stricker, Hans-Heinrich (1994):
Krankheit und Heilung. Anthropologie als medizinisch-theologische Synopse,
Hänssler: Neuhausen / Stuttgart 1994.
[ 26 ]
Vgl. Kostka, Ulrike (1998): Der
Patient "Mensch" im Spiegel biblischer Texte. Das biblische Paradigma
"Krankheit und Heilung" am Beispiel der Heilung des Blinden bei Jericho
(Lk 18,35-43), in: Leinhäupl-Wilke, Andreas / Lücking, Stefan (Hrsg.),
Fremde Zeichen. Neutestamentliche Texte in der Konfrontation
der Kulturen, Lit Verlag: Münster 1998, 69-82.
[ 27 ]
Vgl. Löning, Karl (1987): Krankheit
und Heilung im Verständnis der Wundertradition der Evangelien,
in: Nacke, Bernhard (Hrsg.): Dimensionen der Glaubensvermittlung.
In Gemeinde, Erwachsenenbildung, Schule und Familie (FS P. Schladoth),
Pfeiffer: München 1987, 215-239.
[ 28 ]
Vgl. Zenger, Erich (1984):
Heilung und Heil - Gedanken zu einem notwendigen Zusammenhang von
Medizin und Seelsorge, in: Stimmen der Zeit 109, 189-199.
[ 29 ]
Vgl. Hohmann, Jürgen (1998):
Gesundheits-, Sozial- und Rehabilitationssysteme in Europa.
Gesellschaftliche Solidarität auf dem Prüfstand, Huber: Bern 1998.
Breyer, Friedrich / Zweifel, Peter
(1997): Gesundheitsökonomie, Springer: Heidelberg
u.a. 21997 (11992). Sachverständigenrat
für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen (Hrsg.)
(1998): Sondergutachten 1997. Gesundheitswesen in
Deutschland. Kostenfaktor und Zukunftsbranche, Bd. II, Nomos
Verlagsgesellschaft: Baden-Baden 1998. Arnold,
Michael (1997): Die medizinische Versorgung
zwischen Utopie und zunehmenden Kostendruck, (Berliner Medizinethische
Schriften, H. 16), Humanitas-Verlag: Dortmund 1997.
[ 30 ]
Vgl. Kirchenamt der Evangelischen Kirche
in Deutschland / Sekretariat der deutschen Bischofskonferenz (Hrsg.)
(1997): Für eine Zukunft in Solidarität und
Gerechtigkeit. Wort des Rates der Evangelischen Kirchen in
Deutschland und der Deutschen Bischofskonferenz zur wirtschaftlichen
und sozialen Lage in Deutschland (Gemeinsame Texte 9), Kirchenamt
der Evangelischen Kirche in Deutschland (u.a.): Hannover/Bonn 1997.
Originaladresse:
http://www.bibfor.de/archiv/99-2.kostka.htm